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Eisvogelprojekte des NABU Rastede

Ein Bericht von Frank Lorenz mit Fotos von Silke Lorenz

Nach getaner Arbeit (von links): R. Harms, H. Vollstaedt, H. Lobensteiner, R. Trompeter, G. Lüerssen, F. Lorenz
Nach getaner Arbeit (von links): R. Harms, H. Vollstaedt, H. Lobensteiner, R. Trompeter, G. Lüerssen, F. Lorenz

Im Jahr 2009 hat der Naturschutzbund Deutschland (NABU) den Eisvogel, der auch „fliegender Edelstein“ genannt wird, zum „Vogel des Jahres“, gewählt. Die dazugehörende Aktion des NABU Emsland hatte das ehrgeizige Ziel, 100 neue Niststationen an geeigneten Gewässern in Niedersachsen anzulegen.
Rasch zeigte sich, dass Heimatvereine, Hegeringe, Angelsportvereine oder Ruderclubs beträchtliche Energie einbringen müssen, um dieses Ziel zu erreichen. Fördermittel wurden aufgestockt und die Bedingungen für Förderungen erweitert. So wurden neben der Herstellung der Brutplätze auch z.B. Gewässerentschlammungen oder aufwändige Materialtransporte einbezogen.
Der NABU Rastede hat daraufhin im Jahr 2012 das Projekt „Eisvogelschutz“ ins Leben gerufen. Eine Anschubförderung durch den Landesverband, u.a. Gelder aus der BINGO-Lotterie, wurde bewilligt.
Die Teilnahme am SPARDA-Umweltpreis im September 2012 brachte ganz unerwartet eine weitere Finanzspritze. Insgesamt nahmen an dem Wettbewerb mit Online-Abstimmung ca. 70 Aktionsgruppen aus ganz verschiedenen Umweltbereichen teil, darunter vier Eisvogelgruppen.

 

Im November 2012 kam es zur Umsetzung. Zuvor wurden – spärliche - Fachinformationen über Eisvogelsichtungen in der Gemeinde Rastede eingeholt. Zufällige Sichtungen von Bürgern gibt es in vielen Bereichen, auch in „normalen“ Gärten, aber keine bekannten Brutplätze. Man kann den Eisvogel eben nicht auf einem First entdecken, wie einen Gartenvogel. Der Eisvogel ist von Natur aus scheu. Bei seiner Nahrungssuche gleitet er wie ein schillernder Edelstein über die Gewässer dahin. Man muss sein Revier beobachten und auf seinen prägnanten Ruf warten. Selbst dann ist er schwer auszumachen.
Wegen fehlender natürlicher Steilufer wurden anhand der unterschiedlichen Örtlichkeiten für mögliche Nistplätze Vor- und Nachteile der Nistkasten-Bauarten abgewogen. Materialtransporte, Hochwassersicherheit, genügend Deckung durch überragende Äste sowie möglichst wenig Störungen wurden gegeneinander abgewogen. Nisthöhlen wurden gekauft, Material zum Bau der künstlichen Nistwände wurde kostengünstig beschafft.
Die 1. Niststation der Rasteder NABU-Ortsgruppe wurde am 3.11.2012 gebaut.
Bei einem ausgesuchten Gewässer in Loy sind sehr gute Bedingungen vorhanden. Regelmäßige Eisvogelsichtungen, große Wasserfläche, ruhige Lage und Fischbestand. Da keine großen Wasserstandsschwankungen zu erwarten sind, konnte eine Holzwand direkt ans Ufer gestellt werden. In einem dahinterliegenden Holzkasten wurden dann 2 Bruthöhlen eingesetzt, die in Sand eingebettet wurden. Damit soll ein ähnliches Klima erzeuget werden, welches in natürlich gegrabenen Erdhöhlen herrscht. Die Größe des Einflugloches wie auch die Neigung der Niströhre wurden nach Anleitung gebaut. Nur, was noch fehlte, waren an diesem sonnigen Tag die Eisvögel.
Der Bruterfolg soll wiederkehrend überwacht werden. Dazu braucht der NABU Rastede Helfer, die sich mit Ihrer Freizeit einbringen.

Eisvogel auf Sitzwarte über dem Wasser
Eisvogel auf Sitzwarte über dem Wasser

Das Foto zeigt einen Eisvogel auf seiner Sitzwarte. Der „Ansitz“ ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Nistplatzumgebung. Er besteht aus einem stabilen Ast, der quer über das Gewässer ragt. Er darf nicht mehr als 2 m über dem Wasserspiegel sein, damit der Eisvogel Fische erspähen und als Stoßtaucher fangen kann. Wieder sicher auf dem Ansitz gelandet, wird der Fisch durch Schlagen auf den Ast getötet, mundgerecht gedreht und gefressen bzw. an die Jungen verfüttert.
Wenn lehmiger standfester Boden vorhanden ist, kann nur durch rückwärtiges Aufgraben und Einsetzen einer künstlichen Niströhre ein Brutplatz geschaffen werden. Die Aufgrabung wird anschließend verfüllt und mit einem Pfahl markiert.
Der Eisvogel ist eine in Deutschland streng geschützte Vogelart und wird in der Roten Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel aus dem Jahr 2007 als ‚gefährdet’ eingestuft.
Der größte natürliche Gefährdungsfaktor für den Eisvogel ist die Winterstrenge. Während er zur Kompensation strenger Winter jedoch im Laufe der Evolution eine Strategie entwickelt hat, die sogenannten Schachtelbruten, also mehrere Bruten in unterschiedlichen Entwicklungsstufen, ist er der Verschmutzung und dem Verbau der Ufer von Fließgewässern hilflos ausgeliefert. Dadurch verschlechtert sich dauerhaft das Nahrungsangebot und Steilufer als natürliche Brutmöglichkeiten gehen verloren. Das Umweltbundesamt stuft nur ganze zehn Prozent unserer Fließgewässer als naturnah ein, in Niedersachsen liegt die Zahl noch niedriger.
Als zweiter Gefährdungsfaktor werden immer wieder Störungen durch Menschen, sei es durch Wassersportler, Neugierige oder unachtsame Aktivitäten am Gewässer genannt. Deshalb werden die genauen Orte der Nistplätze nur ungern genannt, weil sonst mit Störungen zu rechnen ist.
Während eine Renaturierung von Gewässerstrecken ein langfristiger Prozess vieler beteiligter Interessenvertreter ist, kann der Brutplatzmangel durch gezielte Aktionen aufgefangen werden. Renaturierungen werden auch von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gefordert. Sie beurteilt das Gewässer nicht nur über den chemischen Zustand des Wassers, sondern als Einheit von Gewässerstruktur, Uferrandstreifen, Überflutungsflächen, Durchgängigkeit für Fische und andere Wirbellose, Gewässervegetation und Vernetzung von Biotopen.

Brutröhre und -raum wird installiert
Brutröhre und -raum wird installiert

Inzwischen ist eine 2. Niststation an einem kleinen Wäldchen auf Privatgrund erstellt worden. Das Wasser in dem angrenzenden Zuggraben ist anmoorig, d.h. bräunlich gefärbt. Ob der Eisvogel hier genauso seine Nahrung findet, bleibt abzuwarten. Überhaupt kann man nur vage abschätzen, ob die Bedingungen eines Nistplatzes für die Brut und die Aufzucht der Jungen geeignet sind. Viele Jungvögel verenden aus unterschiedlichen Gründen in den ersten Wochen, etliche überleben das erste Jahr nicht.
Die Projektgruppe sammelt derzeit weitere Informationen über Sichtungen, um dann gezielt weitere Niststationen bauen zu können. Wer selbst Beobachtungen von Eisvögeln gemacht hat, oder auch nur von Erzählungen über Eisvögel aus vergangenen Jahre weiß, wird gebeten, diese Hinweise an folgende Telefonnummer weiterzugeben: 04402/4954

Eisvogel auf Ansitz
Eisvogel auf Ansitz

 

Eisvogelschutz

 

Der Eisvogel, Vogel des Jahres 2009, der wegen seiner Schönheit und Farbenpracht gern als „fliegender Edelstein“ bezeichnet wird, steht für lebendige Flüsse und Auen. Woher der Name des spatzengroßen Eisvogels stammt, ist strittig. Manche leiten ihn vom althochdeutschen „eisan“ für „schillern“ oder „glänzen“ ab. Die Bezeichnung „Schillervogel“ passt zum flirrenden Farbenspiel. Doch nicht nur das zeichnet den Eisvogel aus.

Der NABU Rastede betreut einigen seit Jahren vom Eisvogel zur Brutzeit bezogene Steilwand an einem Gewässer im Gemeindegebiet.

Hier wird darüber gewacht, dass durch Menschen verursachte Störungen während der Brutsaison weitgehend verhindert werden.
Seit dem 3. Quartal 2012 hat der NABU Rastede unter Leitung von Frank Lorenz das Projekt Eisvogelschutz mit dem Bau von zwei Nisthöhlen gestartet. Wer im Rasteder Gemeindegebiet einen Eisvogel beobachtet hat, sollte dies unter Angabe von Ort und Zeitpunkt notieren und dem NABU Rastede unter Tel. 04402-4954 bzw. als E-Mail unter frank.lorenz@ewe.net melden. Wichtig ist, zu wissen, in welchen Bereichen Eisvögel im Winter auf Nahrungssuche an Gewässern herumstreifen und wo sie möglicherweise im Frühjahr ihre Brutröhren in Steilwände graben. Leider sind die meisten Gewässer längst ausgebaut, naturfern und für den Eisvogel unattraktiv. Um so wichtiger ist es für die Naturschützer, zu erfahren, wo der Eisvogel noch Nahrung und Brutplätze findet.

 

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